Diesmal ist der Tellerrand wirklich ganz weit weg. Eine kurze Reise an die westliche Grenze nach Bad Bentheim und das Emsland. Ein wenig Kindheitserinnerungen auffrischen, mal sehn, was da noch so steht und wer heute dort wohnt.

In Bad Bentheim steht eine opulente Burg, Uralt, mehrfach zerstört, wieder aufgebaut, gesprengt, restauriert. Ähnlich wie das Land drumherum. Spielball für Mächtige und Macht, Ausgangspunkt für Christianisierung und Bollwerk gegen frühere Freunde und spätere Feinde, Konkurrenten und Neider.

Die Bauern im Emsland waren arm, sehr arm. In Erdgruben wurden Kirchen, Schulen und Wohnungen errichtet. Torf gestochen und Kartoffeln im Moor angebaut. Dann kamen in den 60ern die Riesenmaschinen, sie legten das Moor trocken, Ackerflächen wurden geschaffen. Viehzucht und Schmuggel an der holländischen Grenze, Kaffee, Zigaretten, Tabak. Überall Zollhäuser, manche mit Aussichtstürmen im Haus, umgebaute Porsche, um die Schmuggler zu verfolgen. Es stank nach gekochten Kartoffeln wenn der Wind aus Richtung Stärkefabrik in Holland kam.

Heute offene Grenzen, Radwege in die Niederlande, Holländer tanken in Deutschland, kaufen Grundstücke, leben  in den Dörfern. Es ist billiger hier im Emsland, die Steuern niedriger. Die Arbeitslosenquote liegt bei 2,9 %, Spitzenwert. Rütenbrock, direkt an der Grenze, ist dadurch zum Schlafort geworden. Hier drehte Lars Becker “Das Gelbe vom Ei” mit Moritz Bleibtreu, Armin Rohde und Heike Makatsch.

Haren (Ems) mit seiner wechselvollen Geschichte, ein kleiner Ort mit vielen Eigentümern. Münster, Oldenburg, Hannover, Polen besaß ihn. Gezwungen, verkauft, getauscht, ausgeraubt, vertrieben, geschändet, ausgerottet. Heute eher still, alles sieht neu aus, renoviert, restauriert.

Die Kanäle durch das Moorgebiet sind stillgelegt, zugewachsen, nicht mehr schiffbar. Früher transportierten Schuten den Torf, der per Hand gestochen wurde, über den Wasserweg. Heute machen das große Maschinen und zerstören großflächig die Natur, unwiederbringlich.

Ein Abstecher nach Ter Apel in den Niederlanden. Direkt an der Grenze, übergangslos. Früher der Einkaufsort für Emsländer. Das Kloster aus dem 15. Jahrhundert war eine Ruine und hat mir als Kind etwas Angst eingeflösst, heute schön restauriert, zur Besichtigung freigegeben.

Kindheitserinnerungen. Ein Gedicht fängt mit dem Satz an “Emsland, Du Mörder meiner Jugend”. Wir hatten hektarweise Abenteuerspielplatz, mit Natur und Tieren. Saßen mit vier Schulklassen in einem Raum und spielten auf jedem Bauernhof der Umgebung. Mittags gab es riesige Butterbrote, egal wo wir gerade waren.

Burg Bad Bentheim

Die Katharinenkirche mit dem „Herrgott von Bentheim“ (hinten) und der schwebenden Madonnenstatue aus dem 16. Jahrhundert von Evert van Roden

Bentheim ist heute Kurort mit Thermalsole- und Schwefelheilbad.

Bismarckdenkmal vor der Burg

 

Blutsbrüder auf dem ev. reformierten Friedhof

Fehndorf: wenige Häuser eine Kneipe, 871 Einwohner. Mitten im Hochmoor wurde Torf abgebaut.

Kriegerdenkmal vor der Kapelle. Hier findet einmal im Monat eine Messe statt.

Lindloh: frühere Zollhäuser, heute Privatbesitz

 

Wechselvolle Geschichte eines Gebäudes. Erst Kirche, bis 1971 Grundschule, vier Klassen in einem Raum, dann Maschinenlagerhalle, restauriert und nun katholische Kirche.

 


In den 60ern war hier Viehzucht vorrangig, Kühe auf Weiden. Heute Kartoffeln

 

Rütenbrock:. Ehemalige Zollhäuser an der Grenze zu Holland. Heute im Besitz von Holländern.

 

 

Das Heiligenhäuschen war oft Station von Prozessionen im katholischen Emsland. Hier fiel ich mal vom Baum, als unten gebetet wurde. Der Schrecken war groß, auf beiden Seiten.

Die Markierungen zum Luftschutzbunker sind noch vorhanden.

Die größte Gaststätte ist geschlossen. Der Ort wirkt wie ausgestorben. Vom Dorfleben zur Schlafstadt. 

Gotische Hallenkirche St. Maximilian, katholisch

Die Filme gibts nicht mehr, der Laden ist historisch, läuft.

Die evangelische Kapelle wird restauriert. Die kleine evangelische Minderheit war zeitweise nicht gerne gesehen.

Tja, wer die nun wieder ausgegraben hat Von hier ist die nicht.

Kurz über die Grenze nach Ter Apel. In Holland wurde früher eingekauft und geschmuggelt.

Heute ist das Kloster aus dem 15. Jahrhundert schön restauriert und kann besichtigt werden.

 

Wertvolle Stickereien auf den Talaren der Priester

Die Kanonikerkirche ist geteilt in den Laien und Klerikerbereich

Portraits unter den Sitzflächen der Geistlichen

 

Laienkirche mit Orgel

Kunstvolles Dachgewölbe über den Schlafräumen der Mönche

Klostergarten, wiederbelegt

Einige wenige alte Glasmalerein sind noch erhalten.

Haren (Ems): Münsterranisch, französisch, hannoveranisch, polnisch, deutsch

Der Emslanddom, die kath. St.-Martinus-Kirche vom 1911, wird restauriert.

Bürgerschützenverein Haren legt einen Kranz am Kriegerdenkmal nieder.